Religiöser Extremismus? Prävention!

Sie hören und lesen in den Medien und in Ihrem Umfeld immer wieder das Schlagwort “religiöser Extremismus” und Prävention? Islamismus*, Salafismus und der Zusammenhang von Extremismus und Religion beschäftigen Sie in Ihrer Arbeit und Sie merken, dass die Aufklärung zu kurz kommt?

Prävention gegen religiös bedingten Extremismus beginnt damit, die richtige Sprache zu sprechen. Religiös begründeter Extremismus ist der korrekte Fachbegriff, welcher aus der Forschung und der pädagogischen Praxis des Arbeitsbereiches kommt und im breiten Sprachgebrauch leider noch nicht flächendeckend übernommen wurde. Doch Differenzierung ist im Bezug auf Extremismus und Religion immens wichtig und notwendig – worauf wir als BAG RelEx besonderen Wert legen.

Wir verwenden explizit den Zusatz begründet*, weil nicht die Religion an sich extremistisch ist – wie man bei dem Begriff religiöser Extremismus denken könnte. Stattdessen wird eine Religion zur Begründung extremistischer Ideologien und Vorstellungen genutzt und für Extremismus instrumentalisiert.

Zivilgesellschaftliches Engagement für Prävention und Deradikalisierung

Die Bundesarbeitsgemeinschaft religiös begründeter Extremismus, kurz BAG RelEx, fördert und unterstützt die bundesweite Vernetzung von zivilgesellschaftlichen Akteuren aus ganz Deutschland, die sich für eine erfolgreiche und nachhaltige Prävention und Deradikalisierung auf dem Feld des religiös begründeten Extremismus engagieren.

Wir bieten eine Plattform für Auseinandersetzung und Fachaustausch. Des Weiteren unterstützen wir die Erarbeitung sowie Weiterentwicklung von Qualitätsstandards und greifen dabei auf die Kompetenzen unserer Mitgliedsorganisationen zurück.

Die BAG RelEx wird im Rahmen des Bundesprogrammes “Demokratie leben!” durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Zusätzlich erhalten wir eine Förderung durch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und das Hessische Kompetenzzentrum gegen Extremismus (HKE).

Unsere Arbeit umfasst folgende Schwerpunkte:

  • Vernetzung
  • Fachaustausch
  • Weiterentwicklung

Wir vertreten die Interessen der zivilgesellschaftlichen Träger der Präventions- und Deradikalisierungsarbeit gegenüber Politik, Wissenschaft und Verwaltung und bringen deren Erfahrungen und Perspektiven in die fachwissenschaftliche und politische Debatte ein.

Außerdem informieren wir Interessierte im Themenfeld, vermittelten Ansprechpartner*innen vor Ort und bringen auf Anfrage Interviewpartner*innen und Expert*innen mit Journalist*innen und Medienvertreter*innen zusammen.

Besuchen Sie gerne unseren Presse-Bereich. Sie haben Interesse an Unterstützung durch die Angebote der BAG Relex? Nehmen Sie gerne Kontakt auf!

Gemeinsam gegen religiös begründeten Extremismus

Die BAG RelEx ist von 25 Trägern gegründet worden und mittlerweile auf 33 Mitgliedsorganisationen aus dem gesamten Bundesgebiet gewachsen. Gemeinsam gegen religiös begründeten Extremismus: Das war der Gründungsgedanke der BAG RelEx im November 2016.

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Seit Beginn der 2000er-Jahre taucht der irreführende Begriff “religiöser Extremismus”* in der Berichterstattung auf. Auslöser dafür sind Bestrebungen islamistisch begründeter Radikalisierungen, welche seitdem mit anderen politischen Extremismen (Rechtsextremismus, Linksextremismus bzw. linke Militanz) zu einem gesellschaftlichen Problem wurden – mitunter auch durch Bereitschaft zur Ausübung von Gewalt bis hin zu Terrorismus.

Unsere Mitgliedsorganisationen decken mit Projekten und Angeboten in Primär-, Sekundär- oder Tertiärprävention alle Bereiche der Präventionspraxis ab. Zum einen gibt es Projekte aus dem Bereich der politischen Bildung, welche Toleranz, Demokratie und die Teilhabe an der Gesellschaft fördern, andere Träger haben Beratungsstellen für Radikalisierung. Die Angebote der Radikalisierungsprävention richten sich u. a. an Schulen, pädagogische Fachkräfte oder weiteren Einrichtungen in den Bereichen Bildung. Fortbildungen für Fachkräfte werden beispielsweise auch für Mitarbeitende im Bereich der Kriminalprävention angeboten, die in der Deradikalisierung von Extremist*innen und damit verbundener Intervention, Distanzierungs- und Ausstiegsarbeit tätig sind.

Demokratieförderung zur Prävention von religiös begründetem Extremismus

Religiös begründeter Extremismus umfasst verschiedene Ideologien und Strömungen. Diese werden in der Arbeit der BAG RelEx berücksichtigt. Religiös begründeter Extremismus ist ein weltweit verbreitetes Phänomen, und nahezu alle großen Religionen werden von extremistischen Gruppierungen instrumentalisiert. Anhänger*innen extremistischer Ideologien eint die Abwertung und Ablehnung der demokratischen Grundwerte.

Es handelt sich um religiös begründeten Extremismus, wenn Gruppierungen und Bewegungen den demokratischen Verfassungsstaat abschaffen wollen. Die Extremist*innen bemühen sich, ein politisches System zu installieren, das nur eine spezifische Auslegung einer Religion toleriert. Es werden Gleichschaltung und Homogenisierung aller gesellschaftlichen Sphären (Gesellschaft, Politik, Kultur, Staat etc.) anstrebt. Diese Umgestaltung der Gesellschaft wird nicht nur, aber auch mithilfe von Gewalt und einer militanten, aktiv-kämpferischen Haltung verfolgt, die die Beseitigung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung (FDGO) anstreben.

Mit ihren Strategien und den Maßnahmen in der Primär-, Sekundär- oder Tertiärprävention setzen sich unsere Mitgliedsorganisationen für Demokratieförderung, gesellschaftliche Teilhabe und Integration ein.

Die Angebote unserer Mitgliedsorganisationen im Bereich der Prävention richten sich an folgende Personen und Institutionen:

  • Menschen, die sich über das Themenfeld religiös begründeter Extremismus, Islamismus* oder Salafismus und Extremismus-Prävention informieren möchten
  • Menschen, die rechtsstaatliche, demokratische und menschenrechtliche Normen und Werte ablehnen
  • Menschen, die letztlich Gewalt gegen andere Menschen und Institutionen als legitimes Mittel ansehen

Die Zielgruppen sind je nach Projekt sowohl Kinder, Jugendliche und (junge) Erwachsene mit Radikalisierungstendenzen. Auch Eltern und weitere Angehörige erhalten Rat und Hilfe. Die vielfältigen Angebote richten sich u. a. an Schulen, Sozialarbeiter*innen und Fachkräfte anderer Institutionen und Bereiche. Einige Träger bieten auch online Angebote an oder vermitteln Bildung im Umgang mit und Schutz vor extremistischen Inhalten im Internet.

Wir widmen uns im Rahmen der Präventionsarbeit gesamtgesellschaftlichen Aufgaben wie Demokratieförderung, politischer Bildung, gesellschaftlicher Teilhabe und erhalten den fachlichen Austausch via Fachtage, Fachgespräche und (Online-) Workshops. Das Angebot unserer Mitgliedsorganisationen umfasst lokale, kommunale und bundesweite Maßnahmen.

*Islamismus- und Salafismus-Prävention

Islamismus* ist eine Form des religiös begründeten Extremismus. Der Begriff Islamismus* ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene radikalisierte Gruppierungen und Bewegungen, welche nur eine spezifische Interpretation des Islams als allgemeingültig akzeptieren und keine Toleranz für andere Auslegungen aufweisen. Die Religion, an dieser Stelle der Islam, wird für extremistische Zwecke instrumentalisiert.

Relevante Teilaspekte der Ideologien können u. a. Antiimperialismus, Antikolonialismus, Antisemitismus und Antifeminismus sein. Extremist*innen sind dabei nicht zwangsläufig gewalttätig. Die Anwendung von Gewalt und das Verhältnis zu Terrorismus ist je nach Gruppe und Akteur*in unterschiedlich. Salafismus wird gemeinhin als Erstes mit Islamismus* assoziiert und ist dessen größte Strömung. Deshalb beinhalten viele der diversen Angebote und Ansätze unserer Mitgliedsorganisationen auch Maßnahmen und Strategien zur Salafismus-Prävention.

Aufgrund der sicherheitspolitischen und gesellschaftlichen Relevanz liegt die Präventionsarbeit islamistischer Formen des Extremismus aktuell im Fokus der BAG RelEx. Zusammen mit ufuq.de und Violence Prevention Network (VPN) sind wir seit Anfang 2020 dahingehend im Kompetenznetzwerk „Islamistischer Extremismus“, kurz KN:IX, vertreten.

Anders als das Bundesinnenministerium (BMI), das Bundeskriminalamt (BKA) und der Verfassungsschutz nehmen wir keine Klassifizierung vor. Zudem veröffentlichen wir keine Listen extremistischer Gruppen oder einzelner Gefährder*innen. Die Vorbeugung von Kriminalität ist nicht unsere primäre Aufgabe, auch wenn unsere Angebote und die unserer Mitgliedsorganisationen im Bereich der Prävention- und Ausstiegsarbeit einen nachhaltigen Beitrag dazu leisten.

Extremismus: Religion als Rechtfertigung für Radikalisierung

Religiosität darf mit Fundamentalismus nicht verwechselt werden. Denn auch wenn sich einige Extremist*innen der Religion bedienen, um ihre Ideologien und mitunter auch die Anwendung von Gewalt zu rechtfertigen, darf gerade jenes Narrativ radikalisierter Gruppierungen in der medialen Berichterstattung und gesellschaftlichen Debatte nicht bestätigt werden.

Die Debatte um Islamismus* und Salafismus kann durch eine fehlende Differenzierung und Aufklärung antimuslimischen Rassismus befeuern. Es wäre außerdem eine vertane Chance, verschiedene Formen des Extremismus ausschließlich unabhängig und isoliert voneinander zu betrachten. Denn bei religiös begründetem Extremismus handelt es sich um politische Ideologien. Perspektiven aus der Forschung weisen z. B. darauf hin, dass sich religiös begründeter Extremismus und Rechtsextremismus zuweilen ähnlicher Argumentationsmuster bedienen und Radikalisierungstendenzen sowie die Motive, sich einer radikalen Gruppe anzuschließen, sich in Teilen ähneln können. Einige Projekte arbeiten deshalb phänomenübergreifend, das bedeutet sie betrachten mehrere Formen von Extremismus.

Fachkräfte aus Forschung, Politik und Verwaltung zu vernetzen, kann die Extremismus-Prävention erheblich erweitern. Weiterführende Infos finden Sie in unserer Mediathek und unter unseren Publikationen.

Warum wir von “religiös begründetem Extremismus” sprechen

* Wir verwenden ausdrücklich den Begriff religiös begründeter Extremismus und distanzieren uns klar von dem Ausdruck “religiöser Extremismus”, da Religion nicht an sich extremistisch ist. Außerdem verwenden wir den Begriff Islamismus* unter Vorbehalt, da sich diese Begriffe in aktuellen Debatten auf die Entwicklungen seit dem 11. September 2001 beziehen. Religiös begründeter Extremismus allgemein und islamistischer Extremismus im Spezifischen umfassen jedoch ein breiteres Spektrum.

Aktuelles

22. Juli 2024„Der Nahostkonflikt als Katalysator“ – Rückblick zum Fachtag

Unser diesjähriger Fachtag fand unter dem Titel „Der Nahostkonflikt als Katalysator – Antisemitismus, Rassismus und Radikalisierung in Deutschland“ am 14. und 15. Mai statt. Lesen Sie hier den Rückblick.

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15. Juli 2024Call for Papers: ‚Islamischer Staat Provinz Khorasan‘

Für das Publikationsformat Impuls sucht KN:IX ein*e Autor*in mit Expertise zum Thema „‚Islamischer Staat Provinz Khorasan‘: Hintergrund, Entwicklung und Bedeutung für Deutschland“ für das Verfassen eines Fachartikels (25.000 Zeichen, ca. 5-10 Seiten). Ziel ist die Vermittlung von fachlicher Expertise und Anregungen für die Präventionsarbeit.

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17. Juni 2024Kooperatives Escape-Room-Game RÄTSELRÄUME

Ab Juni 2024 steht das Spiel RÄTSELRÄUME – Auf den Spuren unerzählter Geschichten der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus – KIgA e. V. kostenlos zur Verfügung. Das Spiel richtet sich an Schulklassen ab der Sekundarstufe I und verschiedene Gruppen der non-formalen Bildung.

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Termine

14. August 2024, Onlineinterne Veranstaltung für die Mitgliedsorganisationen

Offener Austausch – Online(prävention)

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August – Dezember 2024, OnlineWeiterbildung von CEOPS (AVP e. V.)

CEOPS – Lehrgang

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10. September 2024, OnlineFachgespräch der BAG RelEx

Save the Date: Fachgespräch zu Künstlicher Intelligenz

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23. - 24. September 2024, BerlinFachtag von ufuq.de im Rahmen von KN:IX

Islamismusprävention für alle? Chancen und Fallstricke universeller Prävention in Institutionen und Regelstrukturen

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