Vorbehaltlich der Finanzierung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) plant das Projekt EVOLUO, seine Arbeit auch 2025 fortzusetzen. Berater*innen mit Interesse an der Fortbildung und den kollegialen Fallberatungen, können sich bis zum 31. Dezember 2024 voranmelden.

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Der Nahostkonflikt in der Islamismusprävention

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Die Anschläge der islamistischen Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023 und der dadurch ausgelöste Krieg zwischen Israel und der Hamas haben in Deutschland zu einem deutlichen Anstieg von Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus geführt. Im Zusammenhang mit der Islamismusprävention sind beide Phänomene besonders relevant, da sie zentrale Merkmale von islamistischem Extremismus sind. Einerseits ist Antisemitismus ein Kernbestandteil islamistischer Ideologie, auch in Form des israelbezogenen Antisemitismus; andererseits stellt antimuslimischer Rassismus einen starken Pull-Faktor innerhalb islamistischer Propaganda und Radikalisierung dar. Um Islamismus effektiv vorzubeugen, muss Demokratieförderung gezielt gegen Antisemitismus
und antimuslimischen Rassismus vorgehen und beide Phänomene nicht getrennt, sondern zusammen in den Blick nehmen und bearbeiten.

Handlungsempfehlungen

Die Prävention von Islamismus muss also über den Weg der Demokratieförderung laufen, die sowohl Antisemitismus als auch antimuslimischen Rassismus gleichzeitig in den Blick nimmt. Im Nahostkonflikt wird Antisemitismus oft als Ausdruck des Leids der jüdischen Seite und antimuslimischer Rassismus als Ausdruck des Leids der palästinensischen Seite verstanden. Dennoch sollten diese Phänomene nicht isoliert betrachtet werden, da der Konflikt als Ganzes analysiert werden muss, um die komplexen wechselseitigen Dynamiken von Vorurteilen, Ausgrenzung und Gewalt zu verstehen und zu überwinden. Um die Herausforderungen angemessen und effektiv bewältigen zu können, müssen.

  1.  Regelstrukturen gezielt gestärkt werden, um den Auswirkungen des Nahostkonflikts effektiv begegnen zu können. Dies erfordert nicht nur Schulungen und Weiterbildungen, sondern auch
    die gezielte Zusammenarbeit mit qualifizierten zivilgesellschaftlichen Anlaufstellen, die Unterstützung in Krisensituationen bieten können. Es muss anerkannt werden, dass Lehrkräfte und andere Akteure in der Demokratieförderung nicht alle Herausforderungen allein bewältigen können und jede beteiligte Institution eine spezifische Rolle erfüllt. Dazu zählt auch die Präventionsarbeit der Sicherheitsbehörden, die ein zentraler Bestandteil eines ganzheitlichen Ansatzes zur Islamismusprävention ist
  2. Der Dialog zwischen jüdischen und muslimischen Gemeinschaften muss aktiv gefördert und gestärkt werden. Insbesondere im Kontext der Auswirkungen des Nahostkonflikts sollten Partnerschaften mit religiösen Gemeinschaften nun umgesetzt werden, nachdem darüber bereits seit Jahren diskutiert wird. Diese Partnerschaften bringen wichtige Vorbilder, Respekts- und Autoritätspersonen in die Islamismusprävention ein, die auf ihre Gemeinschaften besonderen Einfluss haben und dadurch zur Vertrauensbildung beitragen. Solche Initiativen helfen direkt vor Ort, Spannungen zu reduzieren, Vertrauen zu schaffen und Stereotypen abzubauen. Ein besonderer Schwerpunkt sollte dabei auf der gemeinsamen Aufarbeitung des Nahostkonflikts und dessen Einfluss auf die deutsche Gesellschaft liegen.
  3. Der Nahostkonflikt muss dazu führen, die Islamismusprävention als ganzheitlichen Ansatz zu formulieren, der klare Rollenverständnisse und Verantwortlichkeiten der beteiligten Akteure stärkt. Anstatt gegenseitigen Schuldzuweisungen oder Zuständigkeitsdebatten Raum zu geben, muss die akteursübergreifende Zusammenarbeit gefördert werden. Dies erfordert die enge Kooperation von Bildungseinrichtungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen, religiösen Gemeinschaften und Sicherheitsbehörden, um gemeinsam effektiv auf die Herausforderungen des Konflikts zu reagieren und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sichern.

 

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Ansprechpersonen für Rückfragen

Inhaltliche Rückfragen: Miriam Katharina Heß
Presseanfragen: Charlotte Leikert

Die Autor*innen

Miriam Katharina Heß ist seit 2024 Fachreferentin für religiös begründeten Extremismus bei der BAG RelEx. Sie studierte National and International Administration and Policy an der Universität Potsdam sowie Politikwissenschaften an der Universität Hamburg. Aktuell untersucht sie im Rahmen ihrer Promotion die Sicherheitsrhetorik von Terrorismus im Kontext von Versicherheitlichung in Europa an der Universität Leipzig.

Rüdiger José Hamm ist Co-Geschäftsführer der BAG RelEx. Er ist Diplom-Politologe mit einem Abschluss am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft, Freie Universität Berlin. Seit 2003 ist er in der politischen Bildungsarbeit tätig. Zu seinen wissenschaftlichen Expertisen gehören Rassismus und Antisemitismus. Insbesondere forschte er zu Identitätskonstruktionen, Selbst- und Fremdwahrnehmungen von Menschen mit bi- und multiethnischer Herkunft sowie zu Fragen nach den Überschneidungen und Unterschieden rassistischer Diskriminierung und Antisemitismus.

Über policy:brief

Das policy:brief der BAG RelEx fasst Positionen und Erkenntnisse aus unserer Arbeit prägnant zusammen und nimmt dabei besonders Bezug auf aktuelle gesellschaftspolitische Themen und Herausforderungen. Das policy:brief geht auf der einen Seite einen Schritt zurück und erklärt Zusammenhänge und auf der anderen Seite einen Schritt weiter, indem es zielgruppenorientierte und -gerechte Handlungsempfehlungen enthält. Unsere Arbeit und die unserer rund 40 Mitgliedsorganisationen wird so zielgruppengerecht kommuniziert und der Austausch mit externen Stakeholdern und Akteuren aus Wissenschaft, Politk, Verwaltung und Wirtschaft unterfüttert. Hier kommen Sie zur Übersicht der Ausgaben.

 

 

Im Rahmen der begleitenden Evaluation, die von 2020 bis 2024 im Auftrag des Kompetenznetzwerks „Islamistischer Extremismus“ (KN:IX) durch IMAP GmbH durchgeführt wird, ist der Abschlussbericht 2024 erschienen. Diesen können Sie hier kostenfrei herunterladen. Die Zusammenfassung können Sie bereits in diesem Beitrag lesen:

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Mit dem zum 01. März 2024 gestarteten Projekt „WelEx“ erarbeitet das Interdisziplinäre Zentrum für Radikalisierungsprävention und Demokratieförderung (IZRD e. V.)  eine umfangreiche E-Learning-Weiterbildung, die für Fachkräfte der (kommunalen) Jugendämter angeboten werden soll. (mehr …)

Das Lehrbuch „Extrem. Kompetent Beraten. – Methoden für die Beratungspraxis im Themenfeld religiös begründeter Extremismus“ enthält neben einer Einführung ins Arbeitsfeld verschiedene Gesprächs- und Fragetechniken sowie über 60 konkrete Methoden und Übungen für verschiedene Sitzungsthemen. (mehr …)

Der diesjährige Fachtag der BAG RelEx fand am 20. und 21. September 2023 in Frankfurt am Main statt und widmete sich den Wechselwirkungen von strukturellen und individuellen Faktoren in Radikalisierungsprozessen und deren Bedeutung für die Präventionsarbeit. (mehr …)

Am 07. November 2023 fand das Fachgespräch „Beraterische und therapeutische Methodenvielfalt in der Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit“ statt, das in Kooperation der BAG RelEx und dem IZRD online umgesetzt wurde. Im Rahmen der Veranstaltung wurde das in Kürze erscheinende Lehrbuch Extrem. Kompetent. Beraten. – Methoden für die Beratungspraxis im Themenfeld religiös begründeter Extremismus vorgestellt, das durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert und voraussichtlich im Dezember 2023 durch IZRD e. V. und cultures interactive e. V. als kostenfreie PDF-Version herausgegeben wird. Beispielhaft wurden im Anschluss an die Buchvorstellung drei verschiedene Beratungsansätze vorgestellt und mit drei Praktiker*innen aus dem Arbeitsfeld gemeinsam diskutiert.

Das Fachgespräch haben wir für Sie aufgezeichnet. Den Mitschnitt finden Sie in unserer Mediathek und auf YouTube.

Beraterische und therapeutische Methodenvielfalt in der Ausstiegs- und Distanzierungsarbeit

Zum Einstieg sprachen Jamuna Oehlmann (BAG RelEx) und Melanie Thoene (BAMF) die Begrüßungsworte. Kim Lisa Becker (IZRD) stellte im Anschluss das Lehrbuch vor und betont, dass sie selbst und Tobias Meilicke (IZRD) in der Ausarbeitung der einzelnen Kapitel maßgeblich durch die breite interdisziplinäre Fachexpertise aus der Praxis unterstützt wurden. So finden sich neben Gastbeiträgen von Praktiker*innen auch kurze Interviews mit Expert*innen unterschiedlicher Arbeitsansätze wieder. Zudem wurde das Projekt während seiner dreijährigen Laufzeit von einem Fachbeirat begleitet, der aus praxiserfahrenen Vertreter*innen aus Zivilgesellschaft und Sicherheitsbehörden bestand. Alle Texte wurden kritisch diskutiert, kontinuierlich angepasst, erweitert und überarbeitet.

Das Lehrbuch möchte zur Weiterqualifizierung neuer und erfahrener Berater*innen beitragen, die Professionalisierung weiter vorantreiben, neue Potenziale aufzeigen, mehr Sichtbarkeit für das Arbeitsfeld schaffen und dadurch das Vertrauen stärken und weiterhin zur Zusammenarbeit ermutigen. Ganz konkret sollen vor allem das Arbeitsfeld selbst sowie Beratende praxisnah und methodisch in ihrer Arbeit mit unterschiedlichen Klient*innen und den zu bearbeitenden Themen unterstützt werden. Im Lehrbuch werden deshalb Themen- und Arbeitsfeld vorgestellt, unterschiedliche Beratungsansätze skizziert sowie wichtige Kernaspekte zur Haltung praxisnah aufbereitet und beispielhaft erläutert. Den Kern des Lehrbuchs bilden unterschiedliche Sitzungsthemen, in denen u.a. biografische Erlebnisse, die Einbindung in familiäre Strukturen, Diskriminierungserfahrungen oder auch Genderfragen in Bezug zum Radikalisierungsprozess mit verschiedensten Herangehensweisen aufgearbeitet werden. Mithilfe unterschiedlicher Methoden wird aufgezeigt, wie Beratende diese Themen aufgreifen, bearbeiten und für die Umfeld-, Distanzierungs- und Ausstiegsberatung nutzen können. Abschließend wird skizziert, wie Beratende die kollegiale Fallberatung zur Qualitätssicherung, Selbstreflexion und Selbstfürsorge nutzen können.

In der an die Buchvorstellung anschließenden Diskussion wurden beispielhaft drei Arbeitsansätze des Lehrbuchs vorgestellt. Unter Moderation von Ulrike Hoole (BAG RelEx) erläuterte Kerstin Sischka (NEXUS) die Vorteile und Potenziale des psychodynamischen Beratungsansatzes, der den Fokus v. a. auf die innerpsychischen Prozesse in Abgleich zu den biografischen Erfahrungen der Klient*innen legt. Tobias Meilicke (IZRD) hob den Schwerpunkt auf das emotionale Erleben und dessen Bedeutung für Reflexions- und Aufarbeitungsprozesse hervor, den er maßgeblich im gestalttherapeutischen Beratungsansatz verortet sieht. Axel Schurbohm (BAG RelEx) ergänzte, dass ein großer Vorteil im systemischen Ansatz v. a. darin liege, über das soziale Umfeld (System) der (mutmaßlich) von Radikalisierung betroffenen wirksam werden zu können und so die Möglichkeit bestehe, auch indirekte Zugangsmöglichkeiten zur oft schwer erreichbaren Zielgruppe radikalisierter Personen zu haben. Alle Arbeitsansätze vereint, dass sie nicht ohne fundierte Ausbildung auskommen, die Zeit und das intensive Einarbeiten einzelner Beratenden erfordern.

Das Fachgespräch haben wir für Sie aufgezeichnet. Den Mitschnitt finden Sie in unserer Mediathek und auf YouTube.

Wie können wir demokratiefeindlichen Einstellungen und Handlungen in unserer Gesellschaft begegnen? Ein zuletzt viel diskutierter Ansatz, ist die phänomenübergreifende Extremismusprävention. Doch was heißt das ganz konkret? (mehr …)

Im Rahmen unseres Fachgesprächs am 15. Juni 2023 haben wir uns dem Thema „Christlicher Fundamentalismus“ gewidmet. Während vor allem in den Medien fast ausschließlich über Islamismus gesprochen wird, finden andere Formen von religiösen Fundamentalismus, wie etwa in seiner christlichen Ausprägung, wenig Beachtung. (mehr …)